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Back to Nature mit Oromia

Äthiopien gilt als Wiege des Kaffees. Speziell in der Region Oromia werden Spitzenkaffees angebaut, die weltweit gefragt sind. Die gleichnamige FAIRTRADE-zertifizierte Kooperative, die mehr als eine halbe Million Kaffeebäuer:innen vertritt, nimmt in vielen Bereichen eine Vorbildfunktion ein. Insbesondere beim Schutz des Klimas und der Wälder schlägt Oromia neue Wege ein.

Kaffeepflanzen fristen ein Schattendasein – und das ist gut so! Denn wenn sie ihre immergrünen Blätter unter einem schützenden, dichten Blätterdach entfalten dürfen, fühlen sie sich am wohlsten und sind robuster gegen Schädlinge und die Auswirkungen des Klimawandels. Naturnahe und umweltbewusste Kaffeebauernfamilien bewirtschaften ihre Felder daher unter Schattenbäumen. Beispielsweise die Mitglieder der Oromia Coffee Farmers Cooperatives Union, kurz OCFCU.

Gemeinsam ist man stärker

Die OCFCU ist die größte FAIRTRADE-Kaffee-Kooperative Äthiopiens und gilt als führend im FAIRTRADE-System. Führend insbesondere aufgrund der Umweltschutzprojekte, die wegweisend für die Zukunft der gesamten Branche sind. Gegründet wurde Oromia vor rund 25 Jahren, als sich 34 Kaffee-Kooperativen zusammenschlossen.

Dazu muss man wissen: In der Kaffeebranche stehen traditionellerweise viele einzelne Bauernfamilien wenigen Händler:innen gegenüber, daher hatten ihre Stimmen in (Preis-)Verhandlungen nur wenig Gewicht. Durch den Zusammenschluss entstand eine starke Interessensgemeinschaft aus insgesamt 22.691 Bäuer:innen – ein wichtiger Schritt, um die Interessen nicht nur gegenüber den Händler:innen besser vertreten zu können, sondern um ihnen auch auf nationalen und internationalen Foren eine höhere Präsenz zu verleihen.

Mehrwert für die Mitglieder

Für die Kooperativen bietet die Mitgliedschaft eine ganze Reihe an Vorzügen. Durch die Organisation haben sie Zugang zu neuen Technologien für den Kaffeeanbau, Oromia organisiert beispielsweise Schulungen und bietet Beratungen an. Zudem gibt es finanzielle Unterstützung, die OCFCU beteiligt sich an Investitionen, leistet Kredite und Vorfinanzierungen für die Mitgliedskooperativen. Auch neue Kaffeesetzlinge können die Mitglieder über die Organisation beziehen, um ihre Kaffeefelder zu verjüngen.

Außerdem verfügt Oromia über diverse Lagerhäuser und Zentren, um die Rohkaffeebohnen weiterzuverarbeiten. Ein besonderer Pluspunkt ist die eigene Röst- und Mahlanlage, dank der ein höherer Anteil der Wertschöpfungskette im Ursprungsland bleibt. Um die Einkommen weiter zu diversifizieren, führt die OCFCU eine Reihe an eigenen Kaffeehäusern in der Landeshauptstadt Addis Abeba – genau der richtige Ort, um Kaffeeliebhaber:innen auf sich aufmerksam zu machen.

2024 sind unter dem Dach von Oromia schon 407 Kooperativen versammelt, damit vertritt die OCFCU 562.186 Kaffeebäuer:innen. Sie erzeugen, verarbeiten und liefern qualitativ hochwertige, teils biologisch angebaute Arabica-Bohnen. Das Angebot beinhaltet die ganze Palette an Kaffeeprodukten: Während geröstete Kaffeebohnen und gemahlener Kaffee vornehmlich für den Verkauf im eigenen Land bestimmt sind, geht ein Großteil der Ernte als nass oder trocken aufbereitete Rohkaffeebohnen in den Export.

Bio- und FAIRTRADE-Zertifizierungen als Erfolgsbooster

Der Erfolg auf dem internationalen Markt hängt auch eng mit Zertifizierungen zusammen. Die Mitglieder der OCFCU sind teilweise sowohl Bio- als auch FAIRTRADE-zertifiziert. Diese Doppel-Zertifizierung hilft, gute Preise für ihre Kaffeebohnen zu erzielen. Gleichzeitig wird durch die Standards, die mit der Zertifizierung einhergehen, die Umsetzung von Sozial- und Umweltstandards vor Ort forciert.

FAIRTRADE für den Umweltschutz

„Wir haben bereits 394 verschiedene Projekte umgesetzt, von denen 562.186 Kaffeebäuerinnen und -bauern profitieren“, berichtet Dejene Dadi, Geschäftsführer von OCFCU. „Diese Projekte werden aus drei Quellen finanziert: einmal durch die FAIRTRADE-Prämiengelder, dann durch Langzeit-Darlehen der OCFCU und außerdem durch die Unterstützung weiterer NGOs.“

Eines dieser Projekte ist ein besonderes Erfolgsmodell: Es generiert Einkommen, von denen die Kleinbauernfamilien direkt profitieren, spart Zeit und Ressourcen und dient zugleich auf mehrfache Weise dem Umweltschutz. Die Rede ist von CO2-Zertifikaten, generiert durch das Oromia Cook Stove Dissemination Project.

Waldschutz durch Sparöfen

Es geht darum, verbesserte Kochherde einzuführen – eine einfache Maßnahme mit weitreichender Wirkung. In Äthiopien ist es üblich, das Essen am offenen Feuer zuzubereiten, dafür hat jeder Haushalt in der Regel zwei Kochstellen. Vor allem Frauen, aber auch Kinder, verbringen täglich Stunden damit, nach Feuerholz zu suchen, um danach über den Flammen im Qualm und Rauch für ihre Familien zu kochen.

Mit der Installation von Holzsparöfen in 20.000 Haushalten hat Oromia gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Gesundheit der Frauen hat sich verbessert und sie sparen Zeit, die sie ihrer Familie oder anderen Arbeiten widmen können. Gleichzeitig wird weniger Feuerholz benötigt – Feuerholz, für das Bäume gefällt werden. Damit beugt das Projekt Entwaldung vor und leistet so einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz und die Reduktion von CO2-Emissionen. Initiativen wie diese sind auch in Hinblick auf die Ende 2024 in Kraft tretende EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) besonders wichtig.

 

Infos zur EU-Verordnung gegen Entwaldung

Diese soll entwaldungsfreie Produkte bzw. Lieferketten sicherstellen und wird ab Ende 2024 schrittweise in Kraft treten. Ihr Ziel ist es, ein nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Verhalten in den globalen Lieferketten zu fördern, indem der Konsum von entwaldungsfreien Produkten gefördert und die Auswirkungen der EU auf die weltweite Entwaldung und Waldschädigung reduziert werden. Das betrifft auch den Kaffeeanbau, weshalb FAIRTRADE die Standards für diesen Rohstoff angepasst hat und die Kleinbauernkooperativen in den kommenden Jahren bei Umstellungen unterstützen wird.