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Studie: Fairtrade trägt zum Erhalt von Waldflächen bei

Vergleichsstudie: Fairtrade-Produzenten verursachen keine Entwaldung, sondern tragen zum Waldschutz bei.

  • Wald- und Biodiversitätserhalt sind Vorrausetzung für nachhaltige Kaffee und Kakaoproduktion.
  • Mindestpreise, Fairtrade-Prämie und gutes Management der Kooperativen ermöglichen Waldschutz, Biodiversitätserhalt und Anpassungen an den Klimawandel.

Fairtrade-Produzent*innen haben im Vergleich zu nicht-zertifizierten Betrieben bessere Voraussetzungen, Waldflächen in ihrer Anbauregion zu schützen. Das ist das wichtigste Ergebnis einer qualitativen und quantitativen Studie, für die zertifizierte und nicht-zertifizierte Kooperativen in Kolumbien, Honduras und Côte d’Ivoire untersucht wurden. Die in der Studie untersuchten Fairtrade-zertifizierten Kooperativen tragen nicht zur Entwaldung bei, wobei Instrumente des Fairtrade-Systems dafür entscheidend sind.

Ausreichende Ressourcen und Kenntnisse sind entscheidend, um neue Nachhaltigkeits-Gesetzgebungen umzusetzen
Die Studie im Auftrag des Dachverbandes Fairtrade International zeigt, dass Fairtrade-Produzent*innen für das Thema Walderhalt sensibilisiert sind. Die vorhandenen Ressourcen in Fairtrade-Kooperativen versetzt Produzent*innen in die Lage, Waldflächen besser zu schützen und sich die Vorteile des Waldes, wie Schatten oder Zugang zu Wasser, für ihren Anbau zu Nutze zu machen.

Die Maßnahmen für den Waldschutz sind vielfältig: Eine Fairtrade-Kooperative in Kolumbien etwa betreibt Baumschulen. In Côte d'Ivoire betreiben Fairtrade-Kooperativen Agroforstwirtschaft, was ein günstiges Mikroklima für den Kakaoanbau fördert und die Kakaobäume vor zu starker Sonneneinstrahlung schützt. Produzent*innen sind sich der Notwendigkeit des Walderhalts für die Kaffee- und Kakaoproduktion bewusst und schützen aktiv Wälder, Wasser und Biodiversität. Nicht-Fairtrade-zertifizierte Kooperativen berichteten, dass sie sich von Fairtrade-Landwirten Rat einholen, wie sie ihr Entwaldungsrisiko verringern können – ein Beleg für positive Auswirkungen des Fairtrade-Systems auf die umgebenden Anbau-Regionen.

Claudia Brück, Vorständin von Fairtrade Deutschland, betont: „Bereits unabhängig von und lange vor der neuen EU-Richtlinie zur Entwaldungsfreiheit haben Fairtrade-Produzent*innen Waldflächen in ihrem Anbaugebiet geschützt, weil sie auf Faktoren wie Mikroklima, Wasserverfügbarkeit und Bestäubung angewiesen sind.“ Für Fairtrade-Produzent*innen sei es weniger problematisch, die Vorgaben der EU-Entwaldungsverordnung einzuhalten. Die größere Herausforderung besteht darin, den damit verbundenen Nachweispflichten nachzukommen. „Risikoanalyse und Geomapping kosten Zeit und Geld. Darum haben wir in unserem Kakao- und Kaffeestandard Kriterien eingeführt, um die Lasten auf die gesamte Lieferkette zu verteilen“ so Claudia Brück.

Lieferketten gegen die Folgen des Klimawandels absichern
Um die Lieferketten für die Rohstoffe Kakao und Kaffee gegen die Folgen der Klimakrise abzusichern muss der Schutz der Wälder über die Anforderungen der EUDR hinaus gehen. Auch hier sind Fairtrade-zertifizierte Kooperativen im Vorteil: So berichten Fairtrade-zertifizierte Kooperativen aus Honduras, dass sie einen Teil ihrer Fairtrade-Prämie für Aufforstungsinitiativen nutzten, während in Kolumbien Kooperativen die Prämiengelder für eine Reihe von Umweltprojekten nutzen. „Um weitere Ernteeinbußen zu vermeiden, müssen Unternehmen die Produzent*innen darin unterstützen agrarökologische Anbaumethoden umzusetzen und in die Wiederaufforstung zu investieren“, fordert Claudia Brück von Fairtrade Deutschland.

Neuer Unterstützungs-Fund für Projektpartnerschaften
Ein HREDD-Support-Fund  von Fairtrade Deutschland und dem Forum Fairer Handel gibt kleineren und mittleren Unternehmen mit maximal 249 Mitarbeitenden Starthilfe, um zusammen mit Kooperativen in den Anbauländern HREDD-Projekte umzusetzen, unter anderem auch für Wiederaufforstung. Die aktuelle Bewerbungsphase läuft bis zum 17. Juli 2024. Unterstützt und finanziert wird der HREDD-Support-Fund durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Kooperation mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

Die vollständige Studie „Die Auswirkungen von Fairtrade auf den Schutz von Wäldern und die Verhinderung von Entwaldung“ wird im September 2024 von Fairtrade International veröffentlicht. Für die Studie wurden wissenschaftliche Quellen und Dokumente aus dem Fairtrade-System ausgewertet sowie qualitative Interviews mit Fairtrade-Stakeholdern, Kakao- und Kaffee-Kooperativen aus Kolumbien, Côte d’Ivoire und Honduras geführt. Insgesamt wurden acht Kooperativen befragt, zwei in Kolumbien, drei in Côte d'Ivoire und drei in Honduras; jeweils eine Kooperative pro Land war nicht Fairtrade-zertifiziert, während die anderen Teil des Fairtrade-Netzwerks waren. Durchgeführt wurde die Studie von einem Konsortium der Forschungsinstitutionen Royal Tropical Institute, The Chain Collaborative und Expressing Origin.

Zum Hintergrund
Der Verein Fairtrade Deutschland e.V. wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, Produzentengruppen in Ländern des globalen Südens unterstützen. Als unabhängige Organisation handelt Fairtrade Deutschland e.V. nicht selbst mit Waren, sondern setzt sich dafür ein, den Handel mit fair gehandelten Produkten und Rohstoffen zu fördern und mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu erreichen. www.fairtrade-deutschland.de

Fairtrade Deutschland gehört zum internationalen Verbund Fairtrade International e.V., in dem Fairtrade-Organisationen aus 25 Ländern und die drei kontinentalen Produzentennetzwerke zusammengeschlossen sind. Fairtrade International entwickelt die international gültigen Fairtrade-Standards. www.fairtrade.net

Alle beteiligten Akteure entlang der Lieferkette werden regelmäßig von FLOCERT GmbH kontrolliert. Die Gesellschaft arbeitet mit einem unabhängigen und weltweit konsistenten Zertifizierungssystem nach den Anforderungen der Akkreditierungsnorm ISO 17065 (DIN EN 45011). www.flocert.net