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Kinderarbeit gemeinsam bekämpfen – Schritt für Schritt

Heute ist Welttag gegen Kinderarbeit – leider immer noch ein Tag mit großer Bedeutung. Rund 1,5 Millionen Kinder arbeiten allein auf Kakaofarmen in Côte d'Ivoire und Ghana, wo zwei Drittel der weltweiten Kakaoproduktion stattfindet, so eine Studie von NORC an der Universität Chicago.

FAIRTRADE ist sich darüber im Klaren, dass Armut eine der Hauptursachen für ausbeuterische Kinderarbeit ist. Dieses endemische Problem lässt sich nicht einfach lösen, aber wir unternehmen Schritte, um etwas zu verändern, einschließlich der Unterstützung von Initiativen, die die Rechte von Kindern stärken und schädliche Praktiken beenden. Dazu zählt auch unser Programm zur Verhinderung und Beseitigung von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit. 

Das im Jahr 2023 gestartete Programm nimmt nun Gestalt an. In diesem Sommer werden vier Kleinbauernkooperativen – die CANN Cooperative, die DAVO Cooperative, die SOCAMEA Cooperative in Côte d'Ivoire und die ABOCFA Cooperative in Ghana – mehr als 80.000 Euro erhalten. Damit wird die Umsetzung von Projekten in ihren lokalen Gemeinschaften ermöglicht. Sie sind die ersten Kooperativen, deren Vorschläge finanziert werden. 

Maßnahmen, die sofort wirken

Die CANN-Kooperative und die DAVO-Kooperative werden sich auf die Sanierung von Schulen konzentrieren und die Mittel insbesondere für den Bau neuer Klassenräume für die Kinder vor Ort verwenden. Die Kooperative DAVO wird Toiletten, Sonnenkollektoren und einen Brunnen bauen, der die Schule mit sauberem Trinkwasser versorgen soll.  

Die Kooperative SOCAMEA wird den Kindern in ihren Gemeinden Fahrräder zur Verfügung stellen, um ihnen den Schulbesuch zu erleichtern. In einigen Fällen wohnen die Kinder weit entfernt, so dass ein Schulbesuch ohne angemessene Transportmöglichkeiten oft unmöglich ist. Sie werden darum 120 Fahrräder und Helme kaufen und eine Fahrradgarage zur Aufbewahrung bauen. 

Und in Ghana wird die ABOCFA-Kooperative die bestehende Grundschule renovieren und erweitern. Sie wird die Mittel nutzen, um körperlich behinderten Kindern den Einstieg in die Schule zu erleichtern, indem sie ihnen Lehrmaterial zur Verfügung stellt und beim Zugang zur medizinischen Versorgung hilft. Darüber hinaus wird die Kooperative auch in die Sensibilisierung für das Thema ausbeuterische Kinderarbeit investieren. 

Risiken minimieren, Kinder schützen

Mit diesen Initiativen bietet das Programm den Kakaoexporteuren, -importeuren, -herstellern, -marken und -einzelhändlern in den Lieferketten von FAIRTRADE-Kakao auch eine Möglichkeit, die Erzeugerorganisationen bei der Bekämpfung von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit zu unterstützen. Das ist auch eine Anforderung des aktualisierten FAIRTRADE-Kakaostandards

Dieser trat am 1. Juli 2023 in Kraft und gilt für Lieferketten, die aus Regionen mit nachgewiesenem Risiko für ausbeuterische Kinderarbeit stammen, darunter Ghana und Côte d'Ivoire. Unternehmen, die Kakao auf der Grundlage von Mengenausgleich kaufen, d. h. der Kakao kann nach dem Export für Herstellungszwecke gemischt werden, können einen Beitrag zu dem Programm leisten, um die Anforderung der FAIRTRADE-Standards für die Unterstützung von Händlern zu erfüllen, auch wenn sie keine direkte Verbindung zu bestimmten Kooperativen haben. Die Unternehmen können auch darauf vertrauen, dass ihr Beitrag die Kakao-Kooperativen in der Region, aus der sie den Kakao beziehen, unterstützen wird.

Das Programm zur Verhinderung von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit wurde unter anderem von den nationalen FAIRTRADE-Organisationen aus Deutschland, Österreich, Kanada, und der Schweiz sowie Handelspartnern mit mehr als 500.000 Euro unterstützt und soll durch weitere Beiträge ausgebaut werden.

Bewusstsein für Thema schaffen

Die FAIRTRADE-Standards verbieten ausbeuterische Kinderarbeit strikt und die Einhaltung wird regelmäßig von FLOCERT, dem unabhängigen Zertifizierer von FAIRTRADE, überprüft. Dennoch kann kein Zertifizierungssystem garantieren, dass ein Produkt frei von ausbeuterischer Kinderarbeit ist. Viele Kooperativen verfügen über ein Überwachungs- und Abhilfesystem, aber vielen fehlen die Mittel, um teurere Präventions- und Abhilfemaßnahmen in Angriff zu nehmen. Und genau hier helfen finanzierte Programme wie das von FAIRTRADE, einen Unterschied zu machen.    

FAIRTRADE ist sich bewusst, dass dieses Programm nicht den gesamten Bedarf an Investitionen in Präventions- und Sanierungsmaßnahmen abdecken kann, aber wir können den Kooperativen Schritt für Schritt dabei helfen, Projekte zu finanzieren, die sie auf dem Weg zur Abschaffung von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit für am dringendsten halten und wertvolle Erkenntnisse für eine mögliche Ausweitung liefern. Wir wissen, dass wir mit der Kombination aus diesem Programm und der Verpflichtung aller Akteure in der Lieferkette, die Kooperativen zu unterstützen, einen positiven Wandel beschleunigen können, der allen zugutekommt.

Ursachen bekämpfen

FAIRTRADE setzt sich dafür ein, die Ursachen von ausbeuterischer Kinder- und Zwangsarbeit zu bekämpfen und die Rechte von Kindern zu fördern. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der sich auf drei Hauptmechanismen stützt. Dazu gehören robuste Zertifizierungsstandards, die die Regeln für ausbeuterische Kinderarbeit festlegen, aber auch die Bauernfamilien dabei unterstützen, die Ursachen zu bekämpfen. FAIRTRADE-Mindestpreise und -Prämien, die den Bauernhaushalten mehr Stabilität und ein höheres Einkommen ermöglichen und ihnen die Möglichkeit geben, in gemeinnützige Einrichtungen wie Schulen zu investieren. Neben dem obligatorischen FAIRTRADE-Mindestpreis und der Fairtrade-Prämie gibt es auch Referenzpreise für existenzsichernde Einkommen, die Unternehmen zusätzlich zahlen können.

Weitere Informationen darüber, wie FAIRTRADE gegen ausbeuterische Kinderarbeit vorgeht, finden Sie hier.