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Bananenanbau in Ecuador: „Der Pilz ist eine tickende Zeitbombe“

Ein Pilz bedroht in Ecuador die Lebensgrundlage vieler Bananenbauern. Breitet er sich erst im Boden aus, ist das Schicksal für den Bananenanbau besiegelt. Plus: Lernt die Gesichter hinter der FAIRTRADE Bananen Challenge kennen!

Octavio Ruiz in El Oro im Süden Ecuadors

Seit mehr als 25 Jahren baut Octavio Ruiz in El Oro im Süden Ecuadors auf viereinhalb Hektar Land seiner Frau Bio-Bananen an. Die unzähligen Bananen-Pflanzen sind alles, was die Familie besitzt. Ohne sie wäre die Ausbildung ihrer Kinder zum Arzt oder Lehrer niemals möglich gewesen. Ein Los, das die beiden mit vielen weiteren Familien verbindet. Denn Ecuador ist der weltweit größte Exporteur von Bananen.

Rund 25.000 Kisten Bananen von 135 Kleinbauernfamilien aus der Region verschifft die Kooperative Asoguabo wöchentlich in die Welt. Den Großteil davon in die USA und nach Europa.

Massiver Preisverfall

Vielen Kleinbauernfamilien macht der massive Preisverfall als eine Folge des Ukraine-Kriegs zu schaffen. Von heute auf morgen konnten sie weniger als die Hälfte ihrer früheren Mengen verkaufen und sahen sich gezwungen, weit unter dem Mindestpreis von 6,25 Dollar zu verkaufen.  

12,85 US-Dollar (13,1 Euro) werden für eine Standardschachtel FAIRTRADE-Bananen bezahlt. Das ist gut das Doppelte des staatlichen Mindestpreises "und das, was die Bauern wirklich brauchen, um leben zu können", sagt Hartwig Kirner, der Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich.

Zum garantierten Mindestpreis kommt eine FAIRTRADE-Prämie von einem Dollar pro Schachtel. Mit diesen Mitteln können die FAIRTRADE- Partner soziale, ökologische oder ökonomische Projekte umsetzen, auf die sie sich demokratisch einigen. Im Jahr 2020 flossen 7,3 Millionen Dollar aus weltweiten FAIRTRADE- Prämien nach Ecuador.

Bedrohung durch Pilz TR4

Der Preisverfall ist nicht das einzige Problem der Kleinbauernfamlien. Immer mehr macht ihnen auch der Klimawandel in Form feuchterer Sommer und vermehrter Schädlingsbelastung zu schaffen. Und der Pilz TR4, der die vorherrschende Bananensorte Cavendish in ihrer Existenz bedroht. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch Ecuador erreicht. Um Zeit zu gewinnen, müssen Besucher der Plantage ihre Schuhe desinfizieren.  Der Pilz vernichtet in Kolumbien und Peru riesige Monokulturen der Sorte Cavendish, die für mehr als 90 Prozent der weltweit gehandelten Bananen sorgt. Bis heute gelang es nicht, die Krankheit großflächig in den Griff zu bekommen.

"Dieser Pilz ist eine tickende Zeitbombe für uns", erklärt Fabiola Ramön, Präsidentin der FAIRTRADE-Kooperative Asoguabo.

"Eines ist klar", betont Hartwig Kirner, "wenn wir auch in Zukunft vernünftige Produkte wollen, müssen wir die Bauern im Kampf gegen den Klimawandel unterstützen." Maßnahmen würden eben Geld benötigen. Und das fehlt den Menschen in Regionen wie dieser jedenfalls.

Ganzjährige Ernte

Geerntet werden Bananen ganzjährig. Arbeiter hüllen Büschel davon in Plastiksäcke, um ihr Wachstum zu beschleunigen. Diese sind in El Oro allgegenwärtig. Die Kooperative Asoguabo recycelt sie. Anderswo hängen sie in blauen und grünen Fetzen entlang von Straßen und an Bäumen. Im besten Fall basteln Kinder Drachen daraus. Ein gezielter Schnitt, ein Bündel an Bananen landet auf der Schulter eines Arbeiters. Eine Seilbahn zieht sie zu den Waschbecken, wo sie geteilt, aussortiert, von Latex gereinigt, einmal mehr gegen Krankheiten und Getier behandelt werden.

Die FAIRTRADE Bananen Challenge

Um bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Bananen-Bauernfamilien und Beschäftigte auf Plantagen zusätzlich zu unterstützen und gleichzeitig 20 Jahre FAIRTRADE-Bananen in Österreich zu feiern, hat FAIRTRADE Österreich die Bananen Challenge ins Leben gerufen. Nähere Informationen dazu gibt es hier.

"Dieser Pilz ist eine tickende Zeitbombe für uns", erklärt Fabiola Ramón, Präsidentin der FAIRTRADE-Kooperative Asoguabo. 

22 bis 30 Dollar verdienen Arbeiter am Tag. An der Spitze ihrer Hierarchie steht der Packer, der Früchte in Kisten schlichtet.

Samuel von der Bananen-Kooperative ASOGUABO / Finca La Josefina zählt zu den Jungen in den Reihen der Pflücker. 25 Dollar sind sein täglicher Lohn. Anders als bei früheren Arbeitgebern in der Bananenindustrie gelte hier das Arbeitsrecht, sagt er. Er habe Anspruch auf Urlaub und Sozialleistungen. Nebenbei bilde er sich weiter. Wovon er träumt? "Von höherem Einkommen, einem Haus, einer Familie und einer Arbeit als Buchhalter " Raus aufs Feld will er in zehn Jahren nicht mehr.

"Eines ist klar", betont Hartwig Kirner, "wenn wir auch in Zukunft vernünftige Produkte wollen, müssen wir die Bauern im Kampf gegen den Klimawandel unterstützen." Maßnahmen würden eben Geld benötigen. Und das fehlt den Menschen in Regionen wie dieser jedenfalls.
 

Elsie von der der Bananen-Kooperative ASOGUABO / Finca La Josefina in Ecuador

Fanny, Arbeiterin in einer Wasch- und Verpackungsanlage der Bananen-Kooperative ASOGUABO

Betty von der  Bananen-Kooperative ASOGUABO / Finca Maria Orozco in Ecuador